Eine Reportage aus Bremerhaven vom Hauptsitz des größten deutschen Herstellers für Tiefkühlgerichte.
Reklamationen sind immer ärgerlich. Und so jubelte zunächst niemand, als Andreas Linke von der FRoSTA AG in Bremerhaven anrief und monierte, dass die Stoffbuchse eines pneumatisch betriebenen HEROSE-Absperrventils defekt sei. Als man jedoch hörte, wie alt das Teil war und wie viele Schaltzyklen es unbeanstandet hinter sich gebracht hatte, hellten sich die Mienen zusehends auf: Das Absperrventil DN 25 war eines von acht, die man 2009 an die FRoSTA AG geliefert hatte – und das betroffene Teil hatte rund eine Million Auf- und Zu-Drehungen geschafft – das 500-Fache als vorgesehen!
Die FRoSTA AG ist mit einem Marktanteil von rund 25 Prozent Marktführer für Tiefkühlgerichte in Deutschland, wobei der Schwerpunkt bei Fisch, Fertiggerichten und Gemüse liegt. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich im Fischereihafen in Bremerhaven. Seine Ursprünge hat der Konzern in der 1905 gegründeten Hochseefischerei Nordstern AG. 58 Prozent der Aktien befinden sich in den Händen des Gründers Dirk Ahlers und seiner Familie. Die Marke FRoSTA ist darüber hinaus in Österreich, der Schweiz, Italien, Polen, Ungarn sowie in zahlreichen anderen ost- und mitteleuropäischen Ländern vertreten.
Seit Anfang 2003 produziert FRoSTA nach dem „Original FRoSTA Reinheitsgebot“: Alle Produkte werden seitdem ohne Zusätze wie Farbstoffe, Aromen, Geschmacksverstärker, Emulgatoren, Stabilisatoren, chemisch modifizierte Stärken und gehärtete Fette hergestellt. Außerdem wird Butter statt Margarine verwendet, traditioneller Käse statt Schmelzkäse, der Fisch aus grundsätzlich nachhaltiger Fischerei bezogen. Diese Qualitätsumstellung brachte dem Konzern nach hervorragenden Umsätzen in den Vorjahren, durch die damit verbundene Preiserhöhung der Produkte, einen erheblichen Umsatz- und Gewinneinbruch, aber das Unternehmen blieb bei seiner Linie – bis heute.
Besuch im Bremerhavener Werk. Andreas Linke ist dort seit 15 Jahren verantwortlich für den Bereich Kältetechnik/Energie, „für alles, was nicht mit Strom zu tun hat“. Zu seinem Bereich gehören fünf Tanks von Linde, die mit flüssigem Stickstoff gefüllt sind: –196°C kalt. Der Bedarf an Stickstoff ist bei FRoSTA riesig. „Täglich verbrauchen wir rund 30 Tonnen“, sagt Andreas Linke. Und das macht Sinn: Bei der Produktion der Tiefkühlgerichte darf die Kühlkette niemals unterbrochen werden. Ein wichtiger Bestandteil von Fertiggerichten ist die Sauce, die bei FRoSTA in sogenannten Tumblern schockgefroren wird. Dafür wird flüssiger Stickstoff in regelmäßigen Abständen in die Gefäße eingedüst – ein Vorgang, den erwähnte HEROSE-Absperrventile erledigen.
Wenn Andreas Linke den Namen HEROSE hört, wird seine Mimik noch eine Spur freundlicher als sonst. Und das hat seine Gründe: „Was haben wir alles versucht: Magnetventile, Kugelhähne – alles funktionierte nicht“, erinnert er sich. „Ständig hatten wir teure Produktionsausfälle, der Werkleiter saß uns im Nacken, es war ein Drama. Wir haben bestimmt sechs, sieben Jahre vergeblich herumexperimentiert, bis uns Linde den entscheidenden Tipp gab: Probiert es doch mal mit HEROSE.“ Und so bestellte FRoSTA 2009 in Bad Oldesloe acht Ventile für den Tumblerbereich – und seitdem funktioniert die Stickstoffeindüsung vorbildlich. Für Andreas Linke und seine Kollegen hat der Name HEROSE seitdem einen hervorragenden Ruf: „Der Wechsel war für uns ein Quantensprung!“
Für die Herstellung der Tiefkühlprodukte stehen FRoSTA vier Werke zur Verfügung: In Bremerhaven werden bereits seit 1962 Tiefkühlfischprodukte hergestellt. Später kamen Obst- und Gemüseprodukte dazu, in den 80er Jahren dann die Produktion der Tiefkühlgerichte. Das Werk Rheintal liegt in der Nähe von Worms. Umgeben von Gemüse- und Kräuterfeldern, ist dieser Betrieb auf die Verarbeitung von frisch geerntetem Spinat, Kohl und zahlreichen Kräutern spezialisiert. Außerdem befindet sich dort die FRoSTA-Backstube, in der verschiedene Teigprodukte hergestellt werden. Auch das dritte Werk in Deutschland im Elbtal befindet sich inmitten einer der besten Gemüseanbaugebiete in Deutschland: der Lommatzscher Pflege in der Nähe von Meißen (Sachsen). Das Werk Bydgoszez in Polen gehört seit 1999 zur FRoSTA AG. Dort werden vor allem Tiefkühlfischprodukte und -fertiggerichte für den osteuropäischen Markt produziert. Neben den Eigenmarken, die auch im Online-Shop erhältlich sind, produziert die FRoSTA AG Kundenmarken für den Einzel- und Großhandel und vertreibt diese sowohl im Inland als auch im Ausland.
Übrigens: Nach der Reklamation hat Andreas Linke zwei Reparatursätze für die Ventile erhalten. Mal sehen, wann der zweite gebraucht wird …
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